Von Schutzraum und Unbefangenheit

Vermutlich fragen Sie sich jetzt: Habe ich richtig gelesen – Coaching per Telefon? Kann das denn wirklich funktionieren? Und wie komme ich denn überhaupt an meinen Coach? Und wie kann ich ihr oder ihm vertrauen?

Lassen wir erfahrene Profis im TelefonCoaching zu Wort kommen.

Stephan-Josef Dick, seit über 10 Jahren TelefonCoaching Experte und Ideengeber von IVALYU

Das Telefon ist heute ein so vertrautes Kommunikationsmittel, dass nahezu jede/r damit problemlos gute und intensive Gespräche führen kann. Und es bietet auch unter Unterstützungsaspekten einige wichtige Vorteile gegenüber der „klassischen“ von-Angesicht zu Angesicht-Situation. Ich sehe dies vor allem in einer geringeren „Vorab-Bewertung“ des jeweiligen Gegenübers. Wir schauen jemanden an, seine Umgebung, und nahezu automatisch reagieren wir mit Bewertungen wie „sympathisch, weniger sympathisch, wie sieht denn der/die aus? Oh, interessante Einrichtung“ usw..

Auch sehr erfahrene Coaches können sich dieser Beurteilung nicht immer entziehen. Deshalb bildet das Telefon einen wunderbaren Schutzraum für beide. Durch diesen „freien“ Raum gehen die Gespräche unerwartet schnell in die Tiefe und regen vor allem zum Nachfragen, zum Spüren an. Und daraus kommt auch beim „normalen“ Coaching in aller Regel die Unterstützung – und nicht durch noch so „kluge Ratschläge“.

Darüber hinaus bietet das Telefon fast unschlagbare technische, zeitliche, kostenmäßige und sogar Klimaschutz-Vorteile. Telefonieren kann man heute nahezu von allen Ecken der Welt und das zu sehr günstigen Preisen. Gerade das vertraute, leicht verfügbare Telefonieren ist hervorragend geeignet, sich in einem meist sehr dicht getakteten Alltag effektive Reflexionsräume mit echter Wertschöpfung zu erschaffen.

 

Gertraud Wegst, Master-Coach bringt die besondere Qualität des Telefoncoachings auf eine andere Weise für sich auf den Punkt.

Im (An-)Gesicht lebt die Vergangenheit einer Person, in der Stimme die Gegenwart.

Mit meinen Erfahrungen sowohl aus dem „normalen“ Angesicht-zu Angesicht-Coaching als auch dem Coaching per Telefon kann ich beide Formen gut vergleichen. Nach meiner Überzeugung bietet gerade der „Schutzraum des Telefons“ für beide Beteiligten große Vorteile, weil dadurch die Notwendigkeit zur „Vergewisserung“ des Gesagten und Gehörten wächst. Dies geschieht, indem der „Coach“ das Gehörte mit einfachen Worten zurückspiegelt. In der klassischen Coaching-Situation unterbleibt das viel häufiger, weil man aus Blicken, Mimik und Gestik glaubt, das Gesprochene bereits richtig interpretiert zu haben.

Ein Beispiel ist eine Erfahrung im Hinblick auf meine (Un-)Befangenheit als Coach. Ich hatte einen Menschen, den ich mit großer Freude längere Zeit am Telefon begleitet habe, viele Monate später persönlich getroffen – und bin fast aus allen Wolken gefallen. Und ich musste mir eingestehen, dass ich ihn im „wirklichen Leben“ (klassisches Coaching) vermutlich nicht mal angesprochen hätte, weil allein sein Outfit alles andere als kompatibel mit meinen Vorstellungen war.